5. September 2019
Am Montag Vormittag taucht wie verabredet unser Techniker mit seinem Auszubildenden auf. Sie machen sich umgehend daran unseren Kabelbaum durchzumessen. Yanmar besteht darauf, denn sie haben die Befürchtung, dass dieser einen Kurzschluss verursacht, der die Steuereinheit lahmlegt. Unser Kabelbaum ist okay – kein Fehler festgestellt, alle Werte sind so wie sie sein sollen. Nun wird die neue Steuereinheit eingebaut und anschließend der Laptop mit dem Diagnoseprogramm gestartet. Natürlich will Windows wieder einmal erst ein Update machen. Anschließend läuft das Diagnoseprogramm durch und zeigt NICHTS – keine Änderung, alle Werte immer noch so, wie sie sein bzw. nicht sein sollten. Steuereinheit raus, alte Steuereinheit rein. Nun wird der Ölsensor gewechselt und weitere Startversuche unternommen. Endlich zuckt die Öldrucknadel, endlich zeigt das Diagnoseprogramm die Werte, die es soll – aber der Motor bleibt stumm. Alles wie gehabt. Der Anlasser rödelt, die Wasserpumpe pumpt, aber es kommt kein Diesel dort an, wo er hingehört. Wieder folgen Telefonate mit Yanmar Hamburg. Die Dieselhochdruckpumpe muss ausgebaut werden. Sie weigert sich allerdings erst einmal. Zudem ist sie an der Seite angebaut, die bis auf die Unterseite des Motors am schlechtesten in unserem wirklich geräumigen Motorraum zugänglich ist. Nach viel Geschimpfe und Gestöhne haben es die beiden Techniker geschafft und die Pumpe liegt vor uns. Und sie hat definitiv einen Defekt. Ob es sich um ein Haarriss in Folge eines Materialfehlers handelte und sich durch die Fahr- und Segelstunden Späne gebildet haben, ob durch den Haarriss und die Demontage das Teil gebrochen ist – keiner weiß es genau. Fakt bleibt, es ist ein Garantiefall und eine Ersatzpumpe muss her. Fakt ist ebenfalls, dass es für uns heute wieder nicht weiter geht und wir weitere Nächte verlängern müssen.
Der Hafenmeister begrüßt mich mit dem Worten: Ihr könntet eine Menge Geld sparen, wenn ihr von Anfang an sagt, wie lange ihr bleiben wollt! Ich bin sauer! Haben wir uns schließlich nicht ausgesucht! Das ewige Warten macht es uns auch nicht gerade einfacher. Und so schön Lohme auch ist, ich habe ja bereits ausführlich geschrieben, dass es hier ein wenig wie am „A….“ der Welt ist! Nach der ersten Enttäuschung, beschließen wir weiterhin das beste aus der Situation zu machen. Dann eben ein Segelurlaub ohne Segeln.
Im winzigen Ort Neddesitz gibt es ein Freizeitbad mit Saunalandschaft. Unsere Guru Maps Offlinekarte verrät uns, dass es 5,6 km Luftlinie bis dort sind. Busverbindung möglich – 1 Stunde und 50 Minuten für ein Weg mit zweimal umsteigen. Wir entscheiden uns fürs Wandern. Da wir nun mal nicht fliegen können und somit die Luftlinie ausfällt, ist der Weg durch Feld, Wald und Wiese etwas länger. Wir kommen auf etwas mehr als 8 km für den Hinweg, plus die 228 Stufen nach Lohme hoch. Vier Stunden schwimmen, entspannen, rutschen, plantschen, saunieren und dabei Spaß haben. Das Splash (so heißt das kleine Freizeitbad) ist wirklich nett, die Preise sind jedoch nicht von schlechten Eltern. Für 4 Stunden Badevergnügen mit Sauna (einzeln ist es nicht buchbar) zahlen wir für zwei Erwachsene 26 Euro. Für eine Tageskarte kämen noch einmal 6 Euro pro Person dazu, am Wochenende zahlt man übrigens zusätzlich noch einen Euro pro Person WE-Aufschlag dazu.
Um die vier Stunden Aufenthalt auch wirklich nutzen zu können, entschließen wir uns auch den Rückweg zu Fuß anzutreten, denn der letzte Bus fährt bereits etwa 40 Minuten eher. Auch wenn es doch ganz schön anstrengend ist, denn wir überwinden auch so einige Höhenmeter, genießen wir es sehr. Wir sehen einen großen Greifvogel, der zu seinem Horst im Wald fliegt. Seine Schwingen haben eine beeindruckende Spannweite und immer wieder sieht es so aus, als würde er die Äste streifen. Etwas weiter begegnen wir einem Rehbock. Ein wunderschönes Tier, das etwas verschreckt durchs Unterholz hüpft. Als es uns bemerkt, bleibt es wie erstarrt zwischen zwei Bäumen stehen. Solche Momente sind einfach magisch! Am Wegesrand wachsen viele Brombeeren. Die Sträucher hängen voll mit den dicken, schwarzen und zuckersüßen Früchten. Dazu begegnen uns auf beiden Wegen nicht einmal eine Handvoll Menschen. So wird dieser Tag zu einem wunderschönen Urlaubstag.
Am Donnerstag soll es dann endlich soweit sein. Leider bekommen wir im Mittag einen Anruf, dass die Expresssendung wohl doch nicht als Express rausgegangen ist und nun erst im Laufe des Tages beim Techniker ankommen wird. Er kommt dann am Freitag Morgen. So zwischen zehn und elf soll er hier sein.